“Ich bin so aufgeregt, ich glaube, ich muss mich gleich übergeben,” sagte ich zu einer Teilnehmerin und blickte skeptisch auf das Stand-Up-Paddle-Board, das gerade vor mir ins Wasser gelassen wird. Zu viele Gedanken befeuerten meine Synapsen: “Werde ich ins Wasser fallen? Was ist mit meinem Gleichgewicht? Schaffe ich es auf dem Board aufzustehen und im Stehen zu paddeln?”
Fragen über Fragen, aber nun erstmal zum Anfang: Was treibt eine Nele an einem Sonntagmorgen um 10 Uhr zum Isekai, wenn sie normalerweise zu dieser Zeit wie einen Hefeteig zudeckt unter ihrer Bettdecke schlummert und in Ruhe gelassen werden will? Genau – Man(n)/Frau macht einen Stand-Up-Paddling-Anfängerkurs mit.

Dazu trafen eine kleine Gruppe von acht Menschen inklusive Kommunikationsassistentin vor dem Eingang des SUP Club Hamburg. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde zwischen den Teilnehmern, lernten wir unseren Kursleiter kennen, der uns für die kommenden 90 Minuten in die Kunst des Stand-Up-Paddlings einführen wird.
Zunächst stellten wir uns in einem Halbkreis auf und unser Kursleiter verteilte an jeden Teilnehmer ein Paddel, den wir auf die richtige Höhe einstellten. Im Anschluss übten wir – im Trockenen – den richtigen Umgang mit dem Stechpaddel, indem unser Kursleiter jede Bewegung, wie beispielsweise die Gefahrenbremsung, demonstrierte. Bevor es auf das Wasser ging, wurden die letzten Fragen geklärt und der Kursleiter erläuterte uns die Verkehrsregeln auf der Alster, die im Grunde genommen exakt die gleichen wie beim Straßenverkehr sind. Lediglich die Tatsache, dass Schwäne Vorfahrt haben war mir als langjährige Autofahrerin (bitte in Relation meines Alters zu betrachten) neu. Für eine barrierefreie Kommunikation während der Trockenübung (und später auf dem Wasser) sorgte eine Kommunikationsassistentin, die für uns das Gesprochene in Gebärden übersetzte.

Danach ging es ans Eingemachte und wir sind wieder an dem Punkt, wo ich auf dem Steg stehe und das SUP-Board besteigen soll. Ich setzte mich auf die Kante des Stegs und kniete mich auf das Board. Der Kursleiter übergab mir den Paddel und ich paddelte zu den anderen, die bereits auf der anderen Seite des Kanals warteten. Die Alster war an der Einstiegsstelle sehr flach, so dass wir aus Sicherheitsgründen erstmal eine Weile auf den Knien paddeln mussten. Als wir alle eingepaddelt waren und uns auf den Brettern sicher fühlten, suggerierte unser Kursleiter, dass wir jetzt alle einmal die Gefahrenbremsung üben. Nach der Gefahrenbremsung probierten die ersten Teilnehmer aus unserer Gruppe die ersten Stehversuche auf dem SUP-Board. Mein erster Versuch auf dem Board zu stehen, ging daneben. Zu heftig war das Zittern meiner Beine beim Aufstehen und zu groß die Angst, mein Gleichgewicht zu verlieren und ins Wasser zu fallen. Nach einer Weile machten wir kehrt, denn die 90 Minuten neigten sich dem Ende zu. Als ich dem Kursleiter meine Bedenken wegen des Stehens auf dem Board äußerte, gab er mir den entscheidenen Tipp erst aufzustehen und anschließend direkt meinen Fokus auf den Horizont und nicht auf das Wasser zu legen. Kurz vor Ende des Kurses wagte ich einen erneuten Versuch und siehe da – nach einer weiteren kurzen Zitterpartie – habe ich es tatsächlich geschafft auf dem SUP-Board ein paar Meter im Stehen zu paddeln. Das war genau das Erfolgserlebnis, das ich für heute brauchte.

Um nun die Fragen auf meine anfänglichen Bedenken zu beantworten: Nein, ich bin nicht ins Wasser gefallen (Hurra!), ich habe es tatsächlich geschafft mich aufzurichten und ein paar Meter im Stehen zu paddeln und nein, mein Gleichgewicht hat mich trotz Startschwierigkeiten nicht im Stich gelassen.
Im Anschluss des Kurses gingen wir ins Café um die Ecke, ließen es uns mit einem Eiskaffee und eine Kleinigkeit zum Schlemmen gutgehen. Ein perfekter Sonntag ist, wenn die Sonne lacht, sommerliche Temperaturen herrschen, eine bunte Truppe von Menschen aufeinandertrifft, sich rege austauscht und eine Menge Spaß hat.

– Nele von der Jugendgruppe Hamburg im BdS e.V.